Portrait: MEYTEC GmbH – mit Telemedizin auf Erfolgskurs

Was mit einem Fokus auf Informations- und Kommunikationstechnik sowie Objektsicherheit begann, hat sich durch eine Zufallsanfrage zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt: Die MEYTEC GmbH hat sich im Bereich der Telemedizin einen Namen gemacht und ist an innovativen Projekten wie dem Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) und der Akutneurologischen Versorgung in Nordostdeutschland mit telemedizinischer Unterstützung (ANNOTeM) beteiligt. Erst vor kurzem wurde MEYTECs Konzept der „Telemedizinischen Repräsentanzen der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg im Ausland“ beim Ideenwettbewerb „getIT Health Tourism“ ausgezeichnet. In diesem Jahr feiert das Unternehmen mit Sitz im brandenburgischen Werneuchen sein 20-jähriges Bestehen.

Dass die Telemedizin heute das wichtigste Standbein von MEYTEC ist, verdankt Geschäftsführer Gerhard Meyer einem Zufall: „2002 bekam ich die Anfrage aus München, ob wir nicht Krankenhäuser miteinander vernetzen können – das war die Geburtsstunde der telemedizinischen Anwendungen im Hause MEYTEC“, erzählt der studierte Nachrichtentechniker. Es ging dabei um die akute Schlaganfallversorgung im Südosten von Bayern. Die Grundidee des damaligen Projektleiters Dr. Heinrich Audebert – inzwischen Professor und Ärztlicher Leiter der Klinik für Neurologie der Charité (CBF) – war es, in ländlichen Regionen kleineren Krankenhäusern neurologische Expertise anzubieten, ohne dass Neurologen vor Ort sein müssen. Dieses Pilotprojekt mit dem Namen TEMPiS schaffte es nach drei Jahren Testphase, in die Regelversorgung zu kommen – und wurde so zur Blaupause für weitere Schlaganfallnetzwerke in fast allen deutschen Bundesländern und auch international, etwa in England oder Australien. 

Auch bei der aktuellsten Weiterentwicklung dieser Idee ist MEYTEC mit an Bord: Im Mai ging das mit rund sieben Millionen Euro vom Innovationsfonds geförderte Projekt „Akutneurologische Versorgung in Nordost-Deutschland mit telemedizinischer Unterstützung“ (ANNOTeM) an den Start. Es soll die Behandlungsqualität von neurologischen Notfällen in der Region Nordost verbessern und den Patienten eine wohnortnahe Versorgung mit der Anbindung an hochspezialisierte Einrichtungen bieten. Elf Kliniken aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg werden nun schrittweise in ein großes teleneurologisches Netzwerk mit den Zentren Charité, Greifswald und Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) eingebunden. Als neue Herausforderungen nach Tele-Stroke stehen Tele-Epilepsie und Tele-Meningitis auf der Agenda. MEYTEC begleitet diesen Vernetzungsprozess durch technische Ausstattung, Service und Support.

Goldene erste Stunde nach dem Schlaganfall nutzen

Als weiteres Flaggschiff bezeichnet Gerhard Meyer das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO), das die Rettungskette bei Schlaganfällen wesentlich beschleunigt und seit sechs Jahren in Berlin im Einsatz ist. Im April wurde ein zweites STEMO am UKB in Betrieb genommen. MEYTEC hat auch dieses Spezialrettungsfahrzeug mit allen nötigen medizintechnischen, labortechnischen und telemedizinischen Systemen ausgestattet – dazu gehören CT-Scanner, Laborgeräte, Teleradiologie sowie die Serverinfrastruktur. „Das prähospitale Konzept der kompletten Schlaganfalldiagnostik und des Therapiebeginns auf dem STEMO mit anschließendem Transport der Patienten in eine weiterbehandelnde Spezialklinik hat das Potenzial, ein zukunftsweisendes Versorgungsmodell zu werden“, sagt Meyer. 

In Berlin sind die Fallzahlen besonders hoch: Statistisch gibt es hier jede Stunde einen Schlaganfall. Das STEMO-Konzept verfolgt den Ansatz, die goldene erste Stunde danach besser zu nutzen. Denn pro Minute sterben fast zwei Millionen Nervenzellen – ein Wettlauf mit der Zeit. „Wenn man mit der mobilen Klinik dem Patienten entgegenfährt und die Behandlung bereits vor dem Haus beginnt, spart man im Schnitt 25 Minuten und kann viel retten“, erklärt Meyer. Sein Unternehmen stattet Rettungsfahrzeuge aber nicht nur für Schlaganfälle, sondern auch für andere Notfallszenarien aus. Dafür hat MEYTEC die sogenannte Teleambulanz entwickelt – einen speziell ausgestatteten RTW, eine Art Kommunikationszentrale als mobiles  Krankenhausersatzsystem mit EKG, Blutbildautomat, Ultraschallgerät und weiteren Systemen. Eine solche Teleambulanz war zum Beispiel Ende 2016 in Umbrien im Erdbebengebiet im Einsatz. 

Patiententourismus der Gesundheitsregion fördern

Auch stationär arbeitet MEYTEC an technischen Innovationen. Das Konzept des Unternehmens für „Telemedizinische Repräsentanzen der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg im Ausland“ belegte im April beim Ideenwettbewerb „getIT Health Tourism“ den 2. Platz. Nach dieser Idee – ein stationäres System mit drei Monitoren und einer entsprechenden elektronischen Plattform, auf der die Krankenakte hinterlegt werden kann – können Patienten vor und nach ihrer Behandlung telemedizinische Repräsentanzen in ihren Heimatländern besuchen, die mit entsprechender Infrastruktur technisch ausgestattet sind. So kann der deutsche Arzt beispielsweise elektronisch vorliegende Patientendaten und Vordiagnosen bewerten und mit dem Patienten über eine sichere Videokommunikation mögliche Behandlungsschritte besprechen. Auch eine telemedizinische Nachsorge ist über eine Smartphone-App möglich.  

Dieses Konzept unterstützt die Vertrauensbildung und erleichtert dem Arzt die Diagnostik und dem Patienten die Entscheidung zu einer Behandlung in Berlin-Brandenburg. „Eine vergleichbare Teleklinik haben wir bereits auf der chinesischen Insel Hainan installiert und in Irkutsk, Russland. Aufgrund dieser Erfahrungen konnten wir beim Wettbewerb schon aus der Praxis schöpfen“, erklärt Meyer. Am Klinikum Chemnitz würden bereits monatlich russische (vor allem Krebs-) Patienten vorgestellt und im Bedarfsfall nach Deutschland zur Behandlung eingeladen. Als nächstes will MEYTEC die telemedizinische Repräsentanz nach Ägypten bringen – und natürlich Partnerkliniken in der Region Berlin-Brandenburg akquirieren. 

Den Sitz des Unternehmens – 10 Kilometer nordöstlich von Berlin – empfindet Gerhard Meyer, der selbst Brandenburger ist, als klaren Vorteil: „Wir haben hier die einmalige Chance, mit hochkarätigen Forschungseinrichtungen in Berlin zusammenarbeiten zu können. Gleichzeitig wird die Gesundheitsversorgung immer schlechter, je weiter man sich vom Zentrum entfernt. Dieser Herausforderung stellen wir uns. Wir entwickeln mit einer eigenen Forschungsabteilung Systeme und Lösungen sowohl für die Ballungsgebiete als auch für ländliche Regionen.“ Den Erfolg von MEYTEC begründet er auch mit dem dauerhaften Service und Support. „Das unterschätzen die meisten. Bei Telemedizin geht es aber um Datenübertragung über große Distanzen – da braucht der Anwender Unterstützung. Man muss sehr gute, engagierte und fachlich kompetente Mitarbeiter haben – und die haben wir.“

Quelle: Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH
healthcapital.de/news/